Lektion 2 Medien, digitale Kompetenz und kritisches Denken

Das Center for Media Literacy hat auf der Grundlage einer Zusammenstellung wissenschaftlicher Arbeiten aus mehreren Ländern fünf Kernkonzepte ermittelt.

Diese fünf Konzepte spiegeln die fünf Schlüsselfragen wider, die Rezipienten stellen sollte, wenn sie sich mit Medien auseinandersetzen:

Wer hat dies entworfen? Welche Methoden werden eingesetzt, um Aufmerksamkeit zu erzeugen? Wie könnten verschiedene Menschen diese Botschaft unterschiedlich verstehen? Welche Lebensstile, Werte und Standpunkte werden in dieser Botschaft dargestellt oder ausgelassen? Warum wurde diese Nachricht gesendet? (Center for Media Literacy, o.J.)

1. Wer hat dies entworfen?

  • Medientexte sind nicht “natürlich”, auch wenn sie “echt” aussehen. Die Medienbotschaft, die uns erreicht, wurde von jemandem geschrieben, Bilder wurden aufgenommen und bearbeitet, und ein Team hat das alles zusammengefügt.
  • Die zweite Erkenntnis ist, dass der kreative Prozess des Zusammenstellens eine Reihe an Entscheidungen enthält. Wenn einige Worte gesprochen werden, werden andere herausgeschnitten; wenn ein Bild ausgewählt wird, werden vielleicht Dutzende verworfen. Medien werden als selbstverständlich angesehen und ihre Botschaften können unhinterfragt bleiben.
  • Die Medien sind nicht “real”, aber sie beeinflussen die Menschen auf reale Weise, weil wir das, was von den Machern erstellt wird, für uns selbst nutzen und daraus Sinn generieren machen.
  • Das Ziel ist es eine kritische Distanz zu schaffen, die wir brauchen, um andere wichtige Fragen an Inhalt, Gestaltung und Zielsetzung stellen zu können.

2. Welche Methoden werden eingesetzt, um Aufmerksamkeit zu erzeugen?

  • Erforschen Sie das “Format” einer Medienbotschaft und untersuchen Sie die Art und Weise, wie eine Botschaft aufgebaut ist, die kreativen Komponenten, die bei ihrer Zusammenstellung verwendet werden – Worte, Musik, Farbe, Bewegung, Kamerawinkel und vieles mehr.
  • Erstellen Sie eine interne Checkliste, die die SchülerInnen jederzeit auf jede Medienbotschaft anwenden können, indem sie zunächst feststellen, wie eine Botschaft aufgebaut ist. Schlüsselwort: Format: Was fällt dir auf… (an der Art und Weise, wie die Nachricht aufgebaut ist)?, Farben? Formen? Größe? Klänge, Wörter? Stille? Requisiten, Kulissen, Kleidung? Bewegung?  Komposition? Beleuchtung? Wo befindet sich die Kamera? Was ist der Blickwinkel? Wie wird die Geschichte visuell erzählt? Was tun die Menschen? Gibt es Symbole? Visuelle Metaphern? Was ist der emotionale Appell? Wie soll überzeugt werden? Was lässt es “real” erscheinen? – – – – – Fünf W-Fragen (Wer, Wo, Wann, Was, Warum)

3. Wie könnten verschiedene Menschen diese Botschaft unterschiedlich verstehen?

  • Lesende bringen eine Reihe von Lebenserfahrungen mit (Alter, Geschlecht, Bildung, kulturelle Erziehung usw.), die mit ihrem Blickwinkel zu einzigartigen Interpretationen führen. Ein Veteran des Zweiten Weltkriegs beispielsweise bringt andere Erfahrungen in einen Film wie “Der Soldat James Ryan” ein als eine jüngere Person, was zu einer anderen Reaktion auf den Film und vielleicht auch zu einem besseren Verständnis führt..
  • Wir sind uns dessen vielleicht nicht bewusst, aber jeder von uns, selbst Kleinkinder, versucht ständig, dem, was wir sehen, hören oder lesen, einen “Sinn” zu geben. Je mehr Fragen wir zu dem stellen können, was wir und andere um uns herum erleben, desto eher sind wir in der Lage, die Botschaft zu bewerten und sie zu akzeptieren oder abzulehnen. Und wenn wir mehrere Interpretationen hören, können wir Verständnis für andere Kulturen und Wertschätzung für Minderheitenmeinungen entwickeln – eine entscheidende Fähigkeit in einer zunehmend multikulturellen Welt.
  • Letztendlich erleben Schüler:innen und Lehrkräfte die gleichen Medien nicht auf dieselbe Weise. Das Ziel der Medienkompetenz besteht nicht darin, eine “richtige” Interpretation zu finden, die nur im Kopf der Lehrkraft existiert, sondern vielmehr darin, den Schüler:innen zu helfen, die “Konstruiertheit” einer Medienbotschaft zu durchdenken und ihre Interpretation mit Beweisen zu belegen.

4. Welche Lebensstile, Werte und Standpunkte werden in dieser Botschaft dargestellt oder ausgelassen?

  • Alle Medien transportieren subtile Botschaften darüber, wer und was wichtig ist.
  • Die Öffentlichkeit muss in der Lage sein, verschiedene Quellen für Nachrichten und Unterhaltung ausfindig zu machen und die Alternativen auch im Hinblick auf ihre eigenen Werte einzuordnen.
  • Weniger populäre oder neue Ideen können es schwer haben, verbreitet zu werden, insbesondere wenn sie seit langem bestehende Annahmen oder allgemein akzeptierte Überzeugungen in Frage stellen;

5. Warum wurde diese Nachricht gesendet?

  • Die Erforschung der Frage, wie Medieninhalte – seien es Fernsehsendungen, Zeitschriften oder Internetseiten – Zuschauer und Leser aller Altersgruppen zu empfänglichen Zielgruppen für Werbetreibende machen, gehört zu den aufschlussreichsten Momenten im Unterricht zur Medienkompetenz.
  • Die Untersuchung des Zwecks einer Nachricht bringt auch Fragen der Verantwortung sowie der Struktur und des Einflusses von Medieninstitutionen in der Gesellschaft ans Licht.