Fallstudie 1
Janice ist ein 15-jähriges Mädchen, das als begeisterter Teenager gerne unter Leute ging und außerschulische Aktivitäten unternahm. Als bei ihr jedoch Typ-1-Diabetes diagnostiziert und die Insulinpumpentherapie verordnet wurde, zog sie sich von Freunden und Familie zurück. Sie verlor das Interesse an den Aktivitäten, die ihr zuvor Spaß gemacht hatten. Sie schlief schlecht, verlor an Gewicht und fühlte sich ständig traurig und energielos. Sie verachtete sich selbst, hielt sich für wertlos und hatte generell eine pessimistische Lebenseinstellung.
Fragen:
Leidet Janice an einer psychischen Störung? An welcher? Welche Symptome, die sie zeigt, könnten Ihrer Meinung nach im Klassenzimmer festgestellt werden? Würden Sie sie an eine:n Psycholog:in überweisen?
Ja, Janice leidet an einer Depression und sollte an einen Psychologen überwiesen werden. Symptome wie Gewichtsverlust, Energielosigkeit, Traurigkeit und eine pessimistische Lebenseinstellung können auch in der Schule festgestellt werden.
Fallstudie 2
Jack ist ein 10-jähriger Junge aus einer unterstützenden Familie. In der Vorschule war er schüchtern und zurückhaltend, konnte sich aber in der Schule gut integrieren, fand Freunde und war in der Schule erfolgreich. Allerdings klagte er mehrfach über starke morgendliche Bauchschmerzen und versäumte im vergangenen Jahr wegen dieser Schmerzen etwa 20 Mal die Schule. Er vermied Schulausflüge, weil er Angst hatte, dass der Bus verunglücken könnte. Er hatte Schwierigkeiten beim Einschlafen und konnte vor einer Prüfung überhaupt nicht schlafen. Er machte sich Sorgen, dass er und Mitglieder seiner Familie sterben würden, verlangte, dass das Haus abends übermäßig gesichert werden müsse, und suchte ständig die Bestätigung seiner Eltern, was für diese mitunter sehr belastend war. Während COVID-19 verschlimmerten sich seine Symptome zusätzlich.
Fragen:
Leidet Jack an einer psychischen Störung? An welcher? Welche der Symptome, die er zeigt, könnten Ihrer Meinung nach im Unterricht bemerkt werden? Würden Sie ihn an eine:n Psycholog:in überweisen?
Ja, Jack leidet an einer Angststörung, und er sollte an einen Psychologen überwiesen werden. Symptome wie das Versäumen der Schule wegen nicht näher bezeichneter Bauchschmerzen, das Vermeiden von Schulausflügen aus Angst vor einem Busunfall, das Unvermögen, vor einem Test zu schlafen, und sogar die Sorge, dass er und seine Familienmitglieder sterben könnten, können in der Schule festgestellt werden.
Zuordnung von Symptomen zu Störungen
Symptome | Störungen |
Der Heranwachsende sieht ständig traurig aus, als ob er kein Interesse oder keine Freude an irgendeiner Tätigkeit habe. | ADHD (Hyperaktivität, Impulsivität) |
Das Kind wirkt angespannt, zappelt, möchte oft auf die Toilette gehen. Es zeigt ein anhängliches Verhalten gegenüber den Eltern, erwähnt viele Sorgen. | Oppositionelle Verhaltensstörung |
Das Kind hat Schwierigkeiten, sitzen zu bleiben, unterbricht häufig Gespräche oder Spiele. | Anpassungsstörung |
Das Kind streitet oft mit Erwachsenen, widersetzt sich oft aktiv oder weigert sich, Aufforderungen von Erwachsenen oder Regeln zu befolgen. | Depression |
Das Kind wirkt traurig, nachdem es aus der durch COVID-19 erfolgten Isolierung zurückgekommen ist, und hat häufig Wutausbrüche, die sich gegen andere Kinder richten. | Angststörung |
Der Heranwachsende sieht ständig traurig aus, er scheint kein Interesse oder keine Freude an einer Tätigkeit zu haben. -> Depression
Das Kind wirkt angespannt, zappelt, möchte oft auf die Toilette gehen. Zeigt anhängliches Verhalten gegenüber den Eltern, erwähnt viele Sorgen. -> Angststörung
Das Kind hat Schwierigkeiten, sitzen zu bleiben, unterbricht häufig Gespräche oder Spiele. -> ADHS (hyperaktiv-impulsiv)
Das Kind streitet oft mit Erwachsenen, widersetzt sich oft aktiv oder weigert sich, Aufforderungen von Erwachsenen oder Regeln zu befolgen. -> Oppositionelle Trotzstörung
Das Kind sieht traurig aus, wenn es aus der durch COVID-19 auferlegten Selbstisolierung zurückkehrt, und hat Wutausbrüche gegenüber anderen Kindern. -> Anpassungsstörung